Monat: Oktober 2014

Alte Fässer – neue Fässer – junger Whisky

Vor zwei Jahren war es noch ein Aprilscherz, als ich über Alternativen zur Whiskylagerung in Holzfässern geschrieben habe. Jetzt scheint es keine solche Utopie mehr:

Whiskyfässer werden knapp

Single Malt Scotch Whisky bekommt sein besonderes Aroma zu einem grossen Teil von den Fässern, in denen er lagert. Die Gesetze sagen ganz klar, dass es Eichenfässer sein müssen. Da es in Schottland gar nicht genug Eichenholz gäbe und Schotten von jeher sparsam waren, werden gebrauchte Fässer aus der ganzen Welt verwendet, in denen vorher Sherry oder Rum, aber hauptsächlich amerikanischer Bourbon gelagert wurde.

Aber worin soll unser Whisky in der Zukunft lagern?

Der anhaltende Whiskyboom in der ganzen Welt (Irland, Japan, Indien usw.) schreit nach gebrauchten ex Bourbon Fässern aus den USA. Wir haben den Geschmack des Whiskies aus eben diesen gebrauchten Fässern lieben gelernt und es würde eine gewaltige Geschmacksveränderung geben, wenn die schottische Whiskyindustrie auf ungebrauchte, frische Eichenfässer zurückgreifen würde (dann könnte man beinahe gleich einen Bourbon kaufen…).

Gerne würden die Whiskyhersteller auch wieder mehr gebrauchte Sherry Fässer einsetzten, aber von denen gibt es schon seit vielen Jahren nicht genug Nachschub. Und die hohe Nachfrage hat natürlich auch ihren Preis: bis zu 800 GBP pro leeres Sherry Butt müssen erst einmal finanziert werden.

Eine Lösung ist, dass die Hersteller ihren Whisky etwas früher, also jünger, abzufüllen, um schneller wieder an gebrauchte Fässer heranzukommen. Aus Geschmacksgründen kann man das aber auch nicht unbegrenzt machen.

Die Hoffnung ruht darum auf dem momentanen Bourbon Whiskey Boom in den USA, der in ein paar Jahren hoffentlich auch wieder für ausreichend Fassnachschub sorgt.

Es wäre ein Albtraum, wenn man bei der Whiskyreifung auf das Prinzip der kalifornischen „Wine Maker“ zurückgreifen und mit Holzschnitzeln in Edelstahltanks arbeiten würde. Das wäre der Tod des Single Malt Whiskies – jedenfalls für mich!

Slainte

Quelle: Scottish Express

Grosse Überraschung bei SCOMA’s Whiskyweltreise

Ende September hatten wir wieder unsere jährliche Whiskyweltreise bei SCOMA: dieses Mal mit dem Schwerpunkt Europa, wo echte „Exoten“ blind verkostet wurden:

Whiskyauswahl Weltreise SCOMA
  • Amrut (Indien) 
  • Hibiki (Japan)
  • Penderyn (Wales)
  • Armorik (Frankreich)
  • Glen Els (Deutschland)
  • Hammerhead (Tschechien)
  • Millstone (Holland)
Man hat ja so seine Vorlieben und Vorurteile in Bezug darauf, wo gute Whiskies herkommen.
Ich selbst bin da keine Ausnahme und hatte an dem Abend meine Favoriten (Indien und Japan) – aber es sollte anders kommen…


Geniesst den Geschmack, nicht die Herkunft

Um mögliche Vorentscheidungen auszuschliessen, gab es zu den Whiskies bei der Probe keine Informationen zum Alkoholgehalt und natürlich auch nicht, woher welcher Whisky im Glas stammt – sonst wäre das Ergebnis bestimmt etwas anders ausgefallen 😉
Das Resultat hat nicht nur mich, sondern auch die meisten Teilnehmer überrascht – der Gewinner kam aus Holland:
– Millstone French Oak mit 40%vol. knapp gefolgt vom
– Hammer Head 23 Jahre, 40,7%vol. aus Tschechien 
Nach dem Tasting und einer kleinen „Nachprobe“ wurde dann der „Hammer Head“ auch mein Lieblingswhisky des Abends – so kann es auch mal einem eingefleischten Scotch Single Malt Fan ergehen 😉


Offen sein für Neues

Fazit: nicht immer alles über einen Whisky wissen und lesen müssen, sondern probieren und dann den Geschmack entscheiden lassen. 

Slainte